Basketballtalent Vinz (Max Kidd) ist der Spitzenbasketballspieler schlechthin. Naja, nicht in der NBA oder der ersten Liga, sondern beim Team Phönix Hagen. Im provinziellen Hagen ist der Jugendliche ein bekannter Sportler, von dem der Aufstieg der Mannschaft abhängt. Seit dem Tod der Eltern kümmert sich Vinz ´ großer Bruder Georg (Misel Maticevic) um ihn. Der war selbst ein hoffnungsvoller Basketballspieler und will vom kleinen Bruder die eigenen Jugendträume verwirklicht sehen. Vinz hingegen hofft an einem amerikanischen Elitecollege ein Sportstipendium zu ergattern. Seine Freunde Ali (Max Fröhlich) und Alex (Ralph Kretschmar) wissen davon nichts. Um das Teeniedrama zuzuspitzen, lässt “Hangtime – Kein leichtes Spiel” kein angestaubtes Jugendproblem in der Klischeekiste. Vinz muss neben Familien- und Karriereschwierigkeiten eine unglaubwürdige Romanze durchstehen. Einen romantischen Treffer landet er bei Kathi (Mirjam Weichselbraun): “ Ich steh total auf die Lakritzteile mit dem orangenen Mantel drumrum.” Da passt sie zu Vinz, der ähnlich schwerwiegende Gedanken hat: “Tut mir Leid, dass ich anrufe, besonders, weil ich überhaupt nichts zu sagen habe.” Zu sagen hat keiner der schematischen Charaktere in “Hangtime” etwas. “Kein leichtes Spiel” das bis zum Filmende durchzustehen.
Familienkonflikt, erste Liebe, Sozialproblematik und Sportlerschwierigkeiten vermischt “Hangtime” zu einem unausgewogenen Jugendfilm. Als “tragische Figur” am Scheideweg des Lebens, wie es innerhalb der Filmhandlung heißt, taugt Vinz wenig. Den Sieg trägt er bereits im Namen. Belastet wirkt er durch seine Probleme nicht. “Vergiss doch mal dieses ganze Egokrisengeschiss.”, sagt Vinz ´ Kumpel Alex. Die schwache Handlung und oberflächlichen Figuren reichen nichteinmal für ein Fernsehspiel. “Gab ´s ne Bravo-Typberatung `So werde ich ein cooler Gangster’?” Vinz’ Frage gegenüber zwei arroganten Basketballspielern ließe sich an “Hangtime” richten. “Die Sprache, die Moves”¦” Die gesamte Optik mit hektischen Überblendungen und melodramatischen Zeitlupen wirkt wie von einem amerikanischen Sportlerdrama abgeschaut. Schon der Titel kündet den inszenatorischen Grundton an. “Hangtime” schreibt den Titel nicht nur falsch. Der Begriff hat mit Basketball nichts zu tun, sondern stammt aus dem Football. Den unsicheren Schwebezustand, den der Filmtitel verheißt, kennt das ichbezogene Sportass Vinz nicht. “So schlecht seid ihr gar nicht.”, äußert er großspurig gegenüber Amateurspielern. Sein Freund Ali lässt sich seinen bei einem Unfall abgetrennten Finger nicht wieder annähen, um die Versicherungssumme zu kassieren. Der Betrugsversuch misslingt, was “Hangtime – Kein leichtes Spiel” komödiantisch aufzieht. Witzig findet das nur, wer nie Leute kannte, die sich ordentlich eine reinhauen lassen, damit eine gebrochene Nase auf Kassenkosten gerichtet wird.
Ali ist die einzige ansatzweise interessante Filmfigur. Er kämpft um den Ausbruch aus der Betonwüste der Vorstadt, in der seine Freunde und er leben. Doch der indischstämmige Ali dient als Witzfigur des Ensembles. Möchtegernrapper, Mackergehabe und Prollsprüche – typisch ausländischstämmige Ghettojugend, signalisiert “Hangtime“. “Kein leichtes Spiel” haben die übrigen Figuren auch mit den Russen im Wohnviertel und den stets farbigen Basketballspielern, gegen die Vinz spielt. Vinz wohlgemerkt stammt wie sein Freund Alex aus besseren Verhältnissen. Nur durch den Unfalltod der Eltern ist er sozial abgerutscht. Die Filmproblematik wirkt so trotz bemühter Realitätsnähe elitär. Ohne Tiefgang und mit platten Dialogen hat “Hangtime – Kein leichtes Spiel” die rote Karte verdient. Platzverweis aus dem Kino.
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Originaltitel: Hangtime
Deutscher Titel: Hangtime – Kein leichtes Spiel
Genre: Drama
Land/Jahr: Deutschland 2009
Kinostart: 15. Oktober 2009
Regie: Wolfgang Gross
Drehbuch: Heinrich Hadding, Christian Zübert
Darsteller: Max Kidd, Ralph Kretschmar, Mirjam Weichselbaum, Misel Maticevic, Max Fröhlich
Verleih: 3L
Laufzeit: 94 Minuten
FSK: ab 12
Internet: www.hangtime-derfilm.de